Über Storytelling

Geschichten mit allen Sinnen erleben
… und selber erzählen.



Storytelling ist die Kunst des mündlichen Erzählens ohne Textbuch.

Geschichten werden anhand von Worten, Mimik, Gestik und Körper erzählt – und zwar im Austausch mit dem Publikum.

 

Storytelling ist „Kopfkino“

Bewegte Bilder werden vor dem inneren Auge des Publikums aufgerufen, die Erinnerung und Phantasie werden angeregt, der Zuschauer kommt mit an einen anderen Ort und in eine andere Zeit. Kurz: Es entsteht „Kopfkino“.

 

Storytelling ist partizipativ

Eine gute Erzählung findet als Austausch zwischen Erzähler und Publikum statt und eine Storytellerin, die offen für ihr Publikum ist, erzählt nie zweimal eine Geschichte auf dieselbe Art. 

 

Themen unserer Zeit

Geschichten lassen uns auf phantasievolle Weise die Themen unserer Zeit reflektieren und eine gemeinsame Grundlage für Diskussion schaffen.  In jeder guten Geschichte stecken Erkenntnisse in bezug zum ausgewählten Thema, die durch das bildhafte Erleben der Figuren nachvollziehbar werden. 

 

Wie unterscheidet sich das Storytelling vom Theater oder Lesungen?

Anders als beim Theater sucht der Erzähler bei jeder Performance den direkten Kontakt zum Zuschauer.  Nach dem schottischen Sprichwort erzählt eine Storytellerin seine Geschichte – Auge zu Auge, Geist zu Geist, Herz zu Herz – zum Publikum.  Der ErzählerIn hat oft keine schriftliche Vorlage bzw.  nur eine einseitige Gliederung. Text auf der Bühne ist bei Storytelling Tabu.

Anders als bei einer Lesung werden statt eines Textes Körper und Gesten eingesetzt, Augenkontakt mit dem Publikum wird gesucht.

 

Geschichten kennen keine Grenzen

I. Wie groß ist deine Geschichte?

In guten Geschichten gibt es mindestens eine Hauptfigur, die vor neue Herausforderungen gestellt wird und an ihrer Bewältigung wächst. Indem wir als Zuhörer/Zuschauer uns in diese Person hineinversetzen, steht ihr oder sein Handeln plötzlich für das menschliche Verhalten an sich – zumindest für die Länge der Erzählung.

Wir sehen - wie dieser Mann oder Frau sich mit Freunden und Feinden auseinandersetzt, Entscheidungen trifft, handelt und einen Konflikt bewältigt.  Wir fiebern dabei mit.

Eine Erzählerin kann dabei Position ziehen, Philosophisches, Gesellschaftliches und Politisches mit hineinbringen und damit ihre Geschichte um Dimensionen erweitern.  Oder sie erforscht die Tiefen der menschlichen Psyche.  Hauptsache der Storytellerin ist eine Forscherin und kein Papagei, der einfach eine Geschichte nacherzählt.  Dabei hilft es sich zu fragen:  Warum erzähle ich diese Geschichte – warum heute?  Warum hier?  Warum für dieses Publikum? 

Geschichten kennen keine Grenzen – es sei denn, du setzt sie.

II. Interkulturelle Geschichten

Geschichten kennen fast keine Grenzen – vielleicht nur die der Sprache und sie ist eben nur eine Dimension einer Erzählung.  Geschichten sind unglaublich gute Türöffner zu einer „anderen“ Kultur.  Geschichten zeigen Gemeinsamkeiten auf. 

Ein Beispiel aus meiner Erzählpraxis:

Eine Frau um die 30 mit Kopftuch steht bei der Storytelling Arena auf der Bühne.   Im Publikum wird unter einigen der Frauen – verschiedenen Alters - getuschelt.

Die Frau auf der Bühne erzählt eine Geschichte aus ihrem Leben mit dem Titel „Malen unter dem Bett“.   Ihre Tochter spielt ihre jüngere Selbst mit 8 Jahren und legt sich unter dem Tisch mit Bleistift und Zeichenblock.

Rana erzählt wie sie als Kind leidenschaftlich gemalt hat und jedes Mal, das ihre Mutter sie unter dem Bett beim Malen erwischte, sagte sie: „Ach, studiere Medizin oder Jura – Künstler ist ein brotloser Beruf“.   Spätestens dann – wie sie im Anschluss mitteilten - konnten viele Frauen im Publikum sich mit Rana identifizieren.

Und spätestens als sie erzählt, dass ihr Mann sie im Erwachsenenalter dann dabei unterstützt hat, ihren Traum eines Malerei Studiums an der Kunsthochschule in Damaskus zu verwirklichen, mussten einige der Menschen im Publikum ihr Bild der Beziehung zwischen dem arabischen Mann und seiner Frau hinterfragen.

 

Autobiografische Geschichten

Wenn man die eigenen Erfahrungen entschlüsselt, sich auf einen wesentlichen Aspekt fokussiert, einen schönen Spannungsbogen entlang des roten Fadens baut und sie abwechslungsreich erzählt, dann können Geschichten viel beim Zuschauer bewegen, sie vielleicht auch zur Veränderung motivieren.

 

Geschichten sind unterhaltsam 

Menschen lieben es, eine Geschichte erzählt zu bekommen.  Sie hören sich Geschichten aus dem Leben anderer – autobiografische Geschichten – gerne an.  Sie erhoffen sich dadurch Erkenntnisse für das eigene Leben zu gewinnen. Bei schmerzvollen Erfahrungen kann es dem Zuhörer darum gehen, solche selbst zu vermeiden und bei Erfolgen oder angenehmen Erfahrungen darum solche selber zu erzielen.

 

Storytelling ist unaufwendig

Storytelling braucht im Vergleich zum Film keinerlei technische Mittel, Requisiten oder Bühnenbild.  Es funktioniert mit kleineren Gruppen auch sogar ohne Strom.  Nachts wird ausreichend Beleuchtung benötigt, damit die Zuschauer und Erzähler sich gegenseitig sehen können.  Der Erzähler soll dabei nicht verblendet werden, sonst verliert er oder sie eine wichtige Verbindung zum Publikum.